Wehe, du bist alt und wirst krank by Schmid Raimund

Wehe, du bist alt und wirst krank by Schmid Raimund

Autor:Schmid, Raimund
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Geriatrie, ambulante geriatrische Versorgung, Hausarzt, Missstände im Gesundheitssystem, Fließbandmedizin, Gesundheit im Alter, Gesundheitsprävention, Krankenhaus, geriatrische Reha, Pflegesystem, Medikamentenflut, Telemedizin
ISBN: 978-3-407-86437-6
Herausgeber: Beltz
veröffentlicht: 2017-01-11T00:00:00+00:00


Schmerzbehandlung hat oberste Priorität

Doch mindestens genauso sorgenvoll blicken die betreuenden Ärzte der Akutgeriatrie zusammen mit den dort insgesamt vier tätigen Altenpflegern, zwei Pflegehelfern und 13 Krankenschwestern auch auf Helga K., deren Schicksal ein klassischer Fall auf einer akutgeriatrischen Station in Deutschland ist. So leidet die 79-Jährige bereits an Parkinson, Gangstörungen, Osteoporose und einer Wirbelsäulenfraktur, die chronische Rückenbeschwerden verursachen. Nach einem Sturz kommen neue Frakturen hinzu, die zusätzlich akute Schmerzen auslösen. Kein Wunder, dass Helga K. ihre Schmerzen – sie liegt bereits bei Schmerzgrad 9 von maximal 10 – kaum mehr aushält. Und kein Wunder, dass die leicht demente Patientin nun auch noch depressiv wirkt. Zu allem Unglück ist die dringend notwendige Operation gleich dreimal verschoben worden, weil andere Patienten vorgezogen werden mussten. Aus medizinischen Gründen, wie es dann so schön heißt. Trauriger Alltag in deutschen Krankenhäusern. Eigentlich ein Skandal, dass einer so schwer leidenden Patientin operativ nicht so schnell geholfen werden kann, wie es medizinisch zwingend notwendig ist.

Das ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Denn auch mit einem erfolgreichen operativen Eingriff und mit einer optimierten medikamentösen Therapie, womit die Schmerzskala bei Verlegung in die geriatrische Reha auf Level 5 (von zuvor 9) heruntergedrückt werden konnte, können längst nicht alle Probleme in einer Akutgeriatrie gelöst werden. Auch bei Helga K. stellt sich die Frage, wie es über die rein medizinische/medikamentöse Behandlung hinaus weitergeht. So wird sie dauerhaft Wärmebehandlungen benötigen, weil diese ihrem Rücken einfach guttun. Auch über weitere ambulante und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten klärt die Sozialarbeiterin die Patientin und ihre Angehörigen mit großer Geduld und Sachkenntnis auf.

Doch bei einer solchen, im wahrsten Sinne des Wortes überaus gebrechlichen Patientin sind die Stationsschwestern, die Pfleger und die Betreuungsassistentinnen ganz besonders gefordert. Sie müssen rund um die Uhr dafür sorgen, dass die Patientin nicht auf einer schmerzvollen Stelle liegt, dass sie nicht wundliegt, dass sie genügend trinkt und isst. Vor allem aber müssen solche Patienten von den Pflegekräften wie den Angehörigen – falls diese greifbar sind – an die Hand genommen werden, damit sie Wärme und Zuneigung verspüren, die sie in dieser für sie verzweifelten Lage mehr als andere brauchen. Genau dafür wird in der Akutgeriatrie auch gesorgt, die für 20 Betten und zusätzlich für zehn interdisziplinär zu versorgende Patienten etwas besser mit Personal ausgestattet ist. Aber auch diese Kapazitäten reichen längst nicht aus.



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